Buchrezension "Zusammenhänge im Pferd" von Julie von Bismarck
Dieses Buch stand schon sehr lange in meinem Regal. Keine Ahnung warum, aber irgendwie griff ich bei dem Aussuchen eines Buches immer zuerst ein anderes Buch und schob dieses sicher einige Monate vor mich her.
Schließlich nahm ich es zur Hand, mehr aus praktischen Gründen als aus Lust. Die Größe war ideal um in der Badewanne zu lesen (da kann ich keine großen, dicken Bücher gebrauchen:-)).
Als ich das Buch zu Ende hatte, hätte ich mich am liebsten Geohrfeigt, dass ich es nicht schon früher zur Hand genommen hatte. Dies wird sicher eines der Bücher sein, welches einen fixen Platz in meinem Bücherregel erhält.
Für mich ist es eine Lektüre, welcher jeder Pferdebesitzer, Reiter und Pferdefreund sicher einmal gelesen haben muss. Für Therapeuten gehört es für mich sogar zur Pflicht-Lektüre. Warum erfahrt ihr in dieser Rezension.
Zuerst
möchte ich euch aber kurz etwas über die Autorin Julie von Bismarck erzählen.
In Deutschland geboren, pendelt sie mittlerweile oft zwischen ihrem Heimatland
und ihrer Wahlheimat Südafrika hin und her.
Julie reitet
seit ihrer Kindheit und seit über 20 Jahren behandelt sie Pferde aller Sparten
und Rassen Osteopathisch.
Dies soll
dabei kein Theoriebuch sein, sondern vielmehr schildert Julie in diesem Buch
ihre Beobachtungen und Erfahrungen über die Zusammenhänge im Pferd.
Die
Beispiele sind aus der Praxis und kommen ohne Fachbegriffe aus und sind somit
für jeden leicht verständlich.
Im ersten Kapitel
geht die Autorin darauf ein wie sich mittlerweile der Pferdsport leider immer
mehr ins negative entwickelt.
Früher galt der
Ausbildung eines Reiters wie auch dem Pferd mehrere Jahre. Mittlerweile muss
eine Ausbildung fürs Pferd immer schneller gehen und das dabei bei immer
schlechteren Reitern. Dabei spricht sie nicht nur vom Profisport sondern
mittlerweile trifft dies auch sehr, sehr oft in der Freizeitreiterei zu.
Kann das Pferd nicht
mehr kontrolliert werden, so wird immer ein schärferer Zaum verwendet oder man
greift auf andere Hilfsmittel zurück anstelle dass man viel mehr bei der
Ausbildung des Reiters ansetzen würde.
Die im Buch
abgedruckten Fotos jagen mir als Pferdefreund Tränen in die Augen und leider
sind sie viel zu oft Tatsache in den Reitställen.
Auch ich sehe
regelmässig Pferde in Rollkur geritten oder mit bis zur Brust zugeschnürt an
der Longe zentrifugiert (sorry, aber mit Longieren hat das genau NICHTS zu
tun). Und dabei spielt die Reitweise überhaupt keine Rolle.
Die in diesem Buch
gebrachten Beispiele über die Zusammenhänge sind oft einfach nur unglaublich.
Die Autorin kann aber jeweils sehr gut erklären worin dieser Zusammenhang
besteht, was es wieder sehr gut nachvollziehbar macht.
So kann es durchaus
sein, dass eine Blockade im Widerrist zu chronischen Atemwegserkrankungen
führen kann, diese fördert oder auch zu "Widersetzlichkeit".
Leider begünstigt
eine nicht passende Decke im Winter genau diesen Umstand. Schaut also immer
bitte sehr genau, ob die Decke wirklich eurem Pferd passt oder nicht. Und lasst
einen hartnäckigen Husten immer auch von einem geübten Osteopathen behandeln.
Es gibt dabei zwei
Erklärungen warum eine Widerristblockade Atemwegserkrankungen begünstigen kann:
- "Chinesisch", d.h. Nach der Lehre der TCM, liegt der Zustimmungspunkt der Lunge direkt beim Widerrist
- Stress, eine Bewegungseinschränkung für das Pferd bedeutet immer stress. Kann wegen eines blockierten Widerristes das Nackenband nicht mehr gespannt werden, so leidet das Pferd über kurz oder lang an Rückenschmerzen, was enormen Stress für Pferde bedeutet. Bei einem erhöhten Stresslevel leidet immer auch das Immunsystem, was wiederum Atemwegserkrankungen begünstigt.
Alle Beispiele aufzuzählen würde hier ganz klar den Rahmen sprengen. Ich hoffe aber, dass euch der obere Fall einen kleinen Einblick über die spannenden Zusammenhänge im Pferd geben konnte.
Mich hat das Buch ungemein fasziniert und ich werde nun definitiv noch besser darauf achten mein Pferd gezielt und pferdefreundlich zu trainieren. Mittlerweile hat auch Band 2 seinen Weg zu mir ins Regal gefunden. Im zweiten Band beschäftigt sich die Autorin über die Verbindungen zwischen Reiter und Pferd. Ebenfalls ein sehr spannendes Thema.
Ich ziehe meinen Hut ab soviel Beobachtungsgabe und Fachwissen und hoffe, dass diese Bücher bei jedem sogenannten "Rittigkeitsproblem" zur Hand genommen werden und gemeinsam mit einem Therapeutin dem Pferd geholfen wird.
Sind wir dies unseren Pferden nicht schuldig?